Neues Urheberrecht

In Music

Viel Diskussion gibt es zur Zeit um die zweite Novelle des Urheberrechtsgesetzes, die von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries gestern vorgestellt wurde. Auch der Spiegel Online hat heute einen Beitrag dazu gebracht, der aber leider leicht am Thema vorbeirutscht. Natürlich finden viele Nutzer (mich eingeschlossen) den Wegfall der Bagatellklausel als störend, und die Musikindustrie hat es damit geschafft, ihre Kunden generell zu kriminalisieren. Wenn ich eine CD mit einem Kopierschutz kopiere, und diese dann an einen Freund weitergebe, mache ich mich strafbar, und kann dafür bis zu 3 Jahre im Knast landen. Wahrscheinlich selbst dann, wenn ich noch nichtmal merke, dass ein Kopierschutz enthalten ist, weil er so mies ist, dass er nichtmal auffällt. Oder wenn ich von einer CD MP3s ziehe, weil ich diese auf meinem iPod mal unterwegs hören möchte, dann mache ich mich strafbar (sofern die CD kopiergeschützt ist).

Zurück zum Thema, dem Artikel im SpOn. Dort wird hauptsächlich auf das private Kopieren eingegangen, der meines Erachtens aber viel heftigere Brocken, nämlich das Einräumen einer Auskunftspflicht der Internet-Provider gegenüber den Copyright-Haltern, geht ziemlich in dem Artikel unter. Um es mal ganz deutlich zu sagen: Irgendeiner bei der EMI (als Beispiel) sagt jetzt, der mit der IP 217.87.200.100 (frei ausgedacht) hat dann und dann das und das gezogen. Los, Provider, gib mir mal den Namen und die Adresse dazu. Und der Provider muss dann die Adresse rausgeben. Recht auf Anonymität? Pustekuchen! Der Musikindustrie werden damit Rechte eingeräumt, die die Polizei und andere staatliche Organe erst nach einem Gerichtsbeschluss hatten! Und wer kontrolliert denn, dass diese Daten nicht einfach frei erfunden werden, um einfach nur rauszubekommen, wer irgendwo z.B. ein unliebsames Posting abgesetzt hat? Ich kann verstehen, dass die Musikindustrie gerne herausfinden möchten, wer massenhaft Musik tauscht/kopiert. Aber dazu einer Industrie, die sich selbst mit Vollgas in den Abgrund fährt, auch noch umfassende Auskunftsrechte einzuräumen, das ist der vollkommen falsche Weg!

Dazu verweise ich auch direkt auf die Ideen zum dritten Korb bei Isotopp, die es sehr schön überspitzt (wirklich?) zusammenfassen. Und ich schließe mich dem Don an, der sich jetzt schon von der Musikindustrie verabschiedet. Ich höre gerne Musik, aber kaufen werde ich keine mehr. Anstelle von innovativen Konzepten, angepasst an das veränderte Verhalten von Konsumenten im Zeitalter des Internets, bekommen wir von der MI nur Konzepte, wie man sogenannte “Raubkopierer” bestrafen kann. Das dies der falsche Weg ist, und man damit auch potentielle Kunden vergrault, dass haben sie immer noch nicht begriffen.

Und falls jemand wissen möchte, wie man trotzdem noch anonym surfen kann, der soll sich mal TOR anschauen, dazu gibt es auch eine schöne Anleitung, wie man Bittorrent mit TOR nutzen kann.