Fleesensee

In Golf

Der Golfclub Fleesensee hat eine sehr große Anlage, und rein prinzipiell würde ich dort auch gerne mal ein paar Tage hinfahren und die verschiedenen Plätze spielen, vielleicht sogar auch mal ein Training machen zur Verbesserung des Golfspiels. Allerdings habe ich im letzten Urlaub in Bayern dann doch ein sehr abschreckendes Beispiel für die Ausbildung in Fleesensee kennengelernt. J. und G., ein schon etwas älteres Paar, haben letzten Herbst in Fleesensee ihre Platzreife gemacht, und haben vorher nie Golf gespielt. Das Problem ist nur – man hat nichts davon gemerkt, dass sie einen Kurs mitgemacht haben.

Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies nur am mangelnden Talent liegt, sondern wahrscheinlich auch an der Ausbildung. Dabei meine ich noch nichtmal unbedingt das Golftraining, eine Woche für einen Platzreifekurs ist halt recht wenig. Nur sollte man dann auch am Ende so ehrlich sein und nicht jedem die Platzreife geben, auch wenn er viel Geld dafür bezahlt hat. Denn J. und G. hatten meiner Meinung nach weder die golferischen Fähigkeiten, einen Platz zu bespielen, noch hatten sie irgendeine Ahnung von Regelkunde oder Etikette. Und gerade die letzten beiden Punkte sollten in einer Platzreifeprüfung auch abgeprüft werden. Regeln für seitliches oder frontales Wasser? Unbekannt. Sandberührung im Bunker? Ist doch egal. Zählregelung von Stableford? Absolutes Neuland für die beiden. Schnelles Spiel? Nie von gehört. Nicht auf Puttlinien treten? Kümmert keinen. Mir hat noch nie so oft jemand auf der Puttlinie rumgetrampelt wie in den zweiten 18 Löchern mit den beiden, und auch ein Hinweis darauf wurde nicht verstanden oder nicht ernst genommen. Ist Etikette nicht mehr Gegenstand einer Ausbildung und Platzreifeprüfung? Dazu kommt die absolute Unkenntnis von irgendwelchen Regeln, die man eigentlich beigebracht bekommen haben sollte, und die auch bei mir in der Prüfung abgefragt wurden. Es sollte eigentlich jedem Golfer, der ein Turnier spielt, bekannt sein, wie regeltechnisch bei einem Schlag ins Wasser verfahren wird. Zumindest dachte ich das bis neulich noch, inzwischen bin ich eines besseren belehrt worden, denn Regeln sind wohl nicht wichtig.

Dann, wie schon kurz angesprochen, die Spielgeschwindigkeit. Dass eine Bahn länger dauert, wenn man achtmal auf den Ball draufhaut, als die normalen 2 bis 4 Schläge plus Putten, das ist klar. Aber man kann auch mal mitzählen und gerade in einem Turnier auch mal den Ball von selbst aufheben, wenn man schon 10 Schläge hat und sowieso keinen Punkt an dem Loch mehr machen kann. Und wenn man zu zweit im Caddy unterwegs ist, dann sollten nicht beide den irgendwo stehen lassen und dann wieder dahin zurücklaufen. Und wenn dann so langsam und unkoordiniert gespielt wird, dann wundert man sich am Ende auch nicht mehr, dass man für die 9 Löcher gerade fast dreidreiviertel Stunden gebraucht hat, statt der erwarteten zwei. Als Ergebnis kommt dann am Ende ein Score von 3 Punkten (hatten beide) raus nach den 9 Löchern. Bruttopunkte nach Stableford, nicht Netto! Drei! Bei einem 9-Loch-Turnier (ja, Kiki, ich weiß, dass du die nicht magst) sollten es doch 18 oder etwas in der Nähe sein, auch wenn man nur seine Platzreife hat.

Bei J. konnte man auf der Driving Range zumindest sehen, dass er die Grundtechniken der Golfschläge einigermassen kennt und wohl technisch in der Lage sein sollte, einigermassen brauchbar zu spielen, bei G. war auch dies nicht der Fall. Kann man in einem halben Jahr alles wieder vergessen? Oder wurde da doch die Platzreife einfach mal rausgegeben, war ja teuer genug, der Kurs? Und wenn die beiden repräsentativ für die Ausbildung in Fleesensee sind, was ich doch nicht hoffe, dann laufen von der Sorte noch sehr viele in der Gegend herum – das macht mir ja ein bißchen Angst, was die Freude am Spiel betrifft. Denn so macht das zumindest mir keinen Spaß mehr, wenn man mit solchen Leuten zusammenspielen muss, die so auf die Plätze losgelassen wurden.